Exkurs 9: Wien bzw. Klosterneuburg als Ziel
Walther erwähnt zwar immer Wien, ab 1198 erwählte Leopold der VI. (1195-1230 Herzog von Steiermark, 1198-1230 Herzog von Österreich) aber einen zweiten Hauptsitz in Klosterneuburg[1]. Ab diesem Zeitpunkt setzte auch dort eine Bautätigkeit ein mit umfangreichen Erweiterungen des schon existierenden Komplexes. Reste dieser Bautätigkeit sind noch erkennbar bzw. wurden archäologisch untersucht[2]. Wien war zwar weiter Regierungssitz, aber bis 1217 tätigte Leopold seine Regierungsgeschäfte ebenfalls von Klosterneuburg aus[3].
Interessant für Walther und sein Berufsfeld ist es wieder, dass vor allem ein repräsentatives Palasgebäude errichtet wurde für Empfänge, Feste etc.[4]. Die Ostmauer dieses Gebäudes[5] kann heute noch besichtigt werden. Zu sehen ist ein zweigeschossiges Gebäude mit Triforien im Obergeschoss[6]. Das Mauerwerk besteht aus unterschiedlich großen Sandsteinquadern mit breiten Fugen[7]. Unter den Triforien befinden sich ein Rundbogenportal und seitliche Lichtschlitze[8]. Südlich ist eine Türöffnung, höher gelegen und dadurch wohl über eine Holzkonstruktion erreichbar[9]. Dies bildete den Eingang zum 24 m langen Festsaal mit seinen Triforien[10]. Ein weiteres Geschoss wäre möglich, muss aber fraglich bleiben[11]. Wie bei vielen Bauten aus staufischer Zeit konnte ein heller Putzauftrag nachgewiesen werden, möglich ist auch wieder eine Fugenbetonung[12] :
Rekonstruktion der Ostmauer des Palas von Klosterneuburg
[1] Seeger 1997, 98, Schwarz 1998, 310; Lageplan siehe Gröninger 2011, 4.
[2] Schwarz 1998, 312, 313, Liessem 2014, 145, 146, Abb. 4, 5, Gröninger 2011, 20f.
[3] Seeger 1997, 97.
[4] Wien war aber auch weiter ein Platz für Festlichkeiten, Klosterneuburg wurde ab dem Ende des 12. Jahrhunderts ausschließlich für die Repräsentation ausgebaut: Seeger 1997, 98, 101, 103.
[5] Datierung um 1200: Seeger 1997, 104, 105; jüngere Datierung (um 1220) ist ebenfalls möglich: Liessem 2014, 146.
[6] Außenfassade des Palas insgesamt (Saal und Anbau): Länge: 32 m (Seeger 1997, 105) erhaltene Höhe: der Umfassungsmauer: 11,50 m (Schwarz 1998, 312) Triforien: siehe auch Weißensee (Exkurs 11), Liessem 2014, 145, 147, Abb. 6, 7, 148.
[7] Seeger 1997, 106.
[8] Liessem 2014, 147, 148.
[9] Seeger 1997, 107; für die Holzkonstruktion siehe: Exkurs 11: Weißensee und Altan, allgemein Bangerter-Paetz 2007, 82, 92f.
[10] Liessem 2014, 147; für die Triforien siehe auch Weißensee unten.
[11] Liessem 2014, 147.
[12] Liessem 2014, 148.