Exkurs 5: Die Marienkirche in Magdeburg (Frontansicht)
Die Marienkirche ist Teil des Komplexes des Klosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg. Gelegen in der Magdeburger Altstadt und in der Nähe des Domes bzw. dem Stadtzentrum[1], könnte Walther daran vorbeigekommen sein bei seinem Besuch in Magdeburg. Die Datierung der Klosteranlage lässt das auch zu[2]. Schon lange vor Walther war das Kloster Unser Lieben Frauen ein wichtiger Stützpunkt der Prämonstratenser um Norbert von Xanten an der Grenze zum Slawenland[3]. Von hier aus konnte sich sein Orden ausbreiten[4]. In Magdeburg stießen die Prämonstratenser in ihrem weißen Leinen nicht immer auf Gegenliebe[5], genau wie später bei Walther, der sich häufig gegen den reichen Klerus aussprach.
In der Rekonstruktion ist nur der Eingangsbereich zu sehen mit dem Glockenhaus in der Mitte und den flankierenden Türmen. Die drei unteren Stockwerke erscheinen frühromanisch schmucklos mit zwei kleinen Kreisfenstern[6], Schlitzfenstern und einem halbkreisförmigen Blendbogen[7]. Erst die oberen Stockwerke zeigen mehr Schmuck mit den romanischen Fenstern, Rundbogenfries etc.[8]. Der Bau erscheint heute in kleinquadratigem Bruchsteinmauerwerk, war aber sicher einmal verputzt. Ecklisenen sind möglich[9]. Für die Türme wird von Kirchturmhelmen aus Kupfer ausgegangen[10].
Rekonstruktion der Front der Marienkirche in Magdeburg
[1] Asmus/Wille 2000, 246, 247.
[2] Die Kirche war 1188 vollendet: Weidel/Kunze 1925, 53, 66, Asmus/Wille 2000, 117, Weidel/Kunze 1925, 45f., 93.
[3] Siehe dafür die Geschichte um Vizelin. Er selbst wurde 1126 in Magdeburg zum Priester geweiht, wodurch ein direkter Kontakt zum zeitgleich dort residierenden Norbert von Xanten bestanden haben könnte, siehe Geschichte um Vizelin auf der Homepage.
[4] Asmus/Wille 2000, 116, 117.
[5] Asmus/Wille 2000, 116, 117, 122, Weidel/Kunze 1925, 3.
[6] Kreisrunde Fenster sind aus der karolingischen Zeit übernommen, sie kommen fast nur an Sakralbauten vor: Bangerter-Paetz 2007, 216.
[7] Weidel/Kunze 1925, 47.
[8] Krause 1995, 27, Weidel/Kunze 1925, 48-53.
[9] Krause 1995, 25.
[10] Binding 1991, 12, 184, 185, Abb. 230.