Exkurs 18:

Das Steinhaus in der Kaiserpfalz Wimpfen


Exkurs 18: Das Steinhaus in der Kaiserpfalz Wimpfen

In Wimpfen gibt es mehrere herausragende Gebäude, alles auf dem Übersichtsplan erkennbar. Eines davon aus staufischer Zeit ist das Steinhaus, datiert zwischen 1220 und 1230[1]. Es befindet sich nur 20 m vom Palas entfernt und war mit ihm über einen Wehrgang verbunden[2], wodurch sich Walther in der Nähe aufgehalten haben könnte. Betreten hat er es aber wohl nie, da es der Wohnraum war, bestimmt für die oberste Führungsschicht[3].

Das Steinhaus

Das Steinhaus selbst ist im Grundriss 22 m mal 12,10 m, war ursprünglich verputzt und hatte verschiedene Öffnungen, die mit grauem oder rotem Sandstein umgeben waren[4]. Der romanische Giebel wurde im 16. Jahrhundert durch einen Treppengiebel erweitert[5]. Zur Burginnenseite ist der Südgiebel sichtbar, versehen mit dem seitlichen Eingangstor[6] und romanischen Doppelfenstern[7]. Für die Rekonstruktion schwierig ist die Deutung einer einzigen Hakenkonsole am Übergang zum ersten Obergeschoss[8]. Einerseits dienen Konsolen zur Aufhängung eines Balkons[9], andererseits zeigt gerade diese Machart als Haken eher die Anbringung eines Pultdaches[10]. Letztere Meinung belegen viele Vergleiche[11], sodass der Haken als Anbringung für das Pultdach für die Rekonstruktion verwendet wurde. Darüber können drei romanische Doppelfenster vermutet werden, dies aber nur durch den Vergleich mit dem Nordgiebel[12]. Im obersten Geschoss kann eine Tür rekonstruiert werden, bei der ober- und unterhalb vermauerte Löcher im Mauerwerk erkennbar sind. Sie dienten wahrscheinlich als Pfostenlöcher zum Befestigen der Tragebalken eines Balkons. Seine Funktion im Zusammenhang mit der Tür ist offensichtlich: Vorräte können hochgezogen werden[13], was auch bei vielen mittelalterlichen Warenhäusern zu sehen ist. Um das darunterliegende Pultdach nicht im Weg zu haben, wurde ein einfacher Flaschenzug rekonstruiert.

Die dreidimensionale Rekonstruktion wurde nach dem Model von Arens erstellt[14], aber ohne das dort nicht sichtbare Pultdach[15] und den Flaschenzug. Bodenerhöhung und Wehrgang wurden von dort übernommen[16].

  Das Steinhaus in der Kaiserpfalz Wimpfen, der Südgiebel

 Das Steinhaus in der Kaiserpfalz Wimpfen, der Südgiebel                



[1] Arens 1967, 96.

[2] Arens 1967, 73.

[3] Arens vermutet dies aufgrund der eingebauten Kamine, der Nähe zum Palas bzw. der dort befindlichen königlichen Wohngemache (es besteht eine direkte fußläufige Verbindung zum Palas). Infrage kommt die Königin oder der Burggraf: Arens 1967, 74.

[4] Arens 1967, 75, die verputzten Stellen sind noch teilweise erkennbar, siehe Arens 1967, 75, Abb. 52.

[5] Arens 1967, 78; im 13. Jahrhundert gab es beides, geradlinige und treppenförmige Giebel. Für die hier festgestellte Dachneigung von 45 Grad (Arens 1967, 80) wird aber der geradlinige Giebel bevorzugt.

[6] Umrahmt von roten Quadern: Arens 1967, 78, 79.

[7] Arens 1967, 77, 79, Abb. 50.

[8] Siehe Arens 1967, 79, Abb. 48.

[9] Seemann 1912, Das Mittelalterliche Hausbuch: https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/185453/160.

[10] Arens bringt mehrere Beispiele und vertritt eher diese Meinung. Ein Balkon hätte eher Balkenstützen, die in die Mauer eingebunden wären: Arens 1967, 79.

[11] Siehe dafür Arens 1967, 79; ein Pultdach wird ebenfalls bei Villard de Honnecourt (um 1220/30) gezeigt, Bauhüttenbuch: Binding 1991, 16, 17, Abb. 4.

[12] Arens 1967, 79, 80.

[13] Arens 1967, 80.

[14] Arens 1967, Abb.10, 47.

[15] Was Fritz Arens in seiner Publikation aber bevorzugt (siehe oben).

[16] Siehe Publikation Fritz Arens, Abb. 9: der Nordgiebel mit der Fensteraufteilung ist dort zu sehen, Abb. 10: der Südgiebel mit dem oberen Balkon und für den Wehrgang: Abb. 47.




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