Exkurs 17:

Ein Beispiel für einen Ritter des Kreuzzuges, ein Deutschordensritter


Exkurs 17: Ein Beispiel für einen Ritter des Kreuzzuges, ein Deutschordensritter

Der Deutsche Orden entstand ab 1190 im Heiligen Land. Seine Aufgaben ersteckten sich von der Betreuung Verwundeter oder Pilger bis zum Kampf gegen die Ungläubigen[1]. Die Kampfbereitschaft der christlichen Soldaten-/Mönchsorden war gefürchtet. Sie zogen ihre Furchtlosigkeit aus ihrer christlichen Überzeugung – Hauptsache, die Seele werde errettet[2]. Dies war zwar überall in der Kriegerschaft des Mittelalters verbreitet, doch bei den Soldaten Gottes stärker vertreten. Sie hatten eine zusätzliche Aufgabe in der Verbreitung des Christentums. Angrenzend ans Deutsche Reich war da zu Zeiten Walthers immer noch etwas zu tun. Berthold von Regensburg wollte mehr Aktivität sehen[3]. Krieger mit Mönchsgelübde werden auch in der Epik genannt, so im Parzival[4]. Walther selbst nennt sie nicht, hatte höchstwahrscheinlich aber Kontakt zu den Deutschordensrittern, da sie auf deutschem Gebiet ständig präsent waren, auch auf den Burgen, den Veranstaltungsorten von Walthers Auftritten.

Die Waffenausstattung

Für die Rekonstruktion muss vom damaligen Kriegsstand ausgegangen werden. Das Kettenhemd[5] war nun nicht mehr nur knielang[6], sondern umschloss den gesamten Körper[7] und hatte nun eine zusätzlich angebrachte Kapuze[8]. Der Helm hatte zur Zeit Walthers noch nicht die endgültige Form des Topfhelmes erreicht, war aber schon auf den Weg dorthin. Dies lässt sich nur über die Bildquellen erschließen. Sie zeigen den flachen Proto-Topfhelm mit angenieteter Gesichtsmaske[9]. Angriffswaffe des Ritters war weiterhin das Schwert[10]. Der Schild wurde kleiner, flacher und dreieckiger mit glatter Oberseite[11]. Durch den mehr und mehr geschlossenen Helm musste für die Erkennung der Person das Wappenwesen entwickelt werden[12]. Es kam zu figürlichen Verzierungen auf dem Schild[13]. Neu war im 13. Jahrhundert zusätzlich der Waffenrock. Er war bunt und wurde über dem Harnisch getragen. Da er ärmellos war, waren vom Harnisch nur die Arme zu sehen[14]. Auch er konnte aus Seide bestehen[15].

Erkennungszeichen des Deutschen Ordens

Die Deutschordensritter gingen auf all diese Veränderungen ein. Für ihre Erkennung hatten sie aber noch ihre speziellen Abzeichen. Immer taucht das schwarze Kreuz auf weißem Untergrund auf. Es findet sich auf Mantel[16], Waffenrock[17] und Schild[18].

Ritter des Deutschen Ordens in voller Ausrüstung

Ritter des Deutschen Ordens in voller Ausrüstung



[2] Was aus dem Leib wird, ist unwichtig: Erec: Mertens 2008, 342.

[3] Predigten, Berthold von Regensburg, Band 2, 248.

[4] Parzival: Lachmann/Spiewok 2008, Band 1, 126.

[5] In der Epik "halsberge" genannt, z.B. im Nibelungenlied: Nibelungenlied: Grosse 2020, 440, 441, Eneasroman: Ettmüller/Kartschoke 1986, 416, 417, Willehalm: Schröder/Brunner 2018, 538, 539, 646, 647, 756, 757, Erec: Mertens 2008, 136, 137, weiter bei Berthold: Predigten, Berthold von Regensburg, Band 2, 144.

[6] Siehe die Geschichte um Vizelin.

[7] Auch die Füße und die Hände wurden mit Kettengeflecht geschützt: Bumke 2008, 213f., siehe z.B. im Parzival: Parzival: Lachmann/Spiewok 2008, Band 1, 370, 371; es wird auch in den Bildquellen gezeigt: Nicolle 1988, 350, 351, 819.

[8] Verlängerung des Kettenhemdes am Kapuzenteil: Bumke 2008, 212; als Wort "vinteilen" genannt im Parzival: Parzival: Lachmann/Spiewok 2008, Band 1, 436, 437, 442, 443, Band 2, 246, 247.

[9] Nicolle 1988, 433, 860; auf zeitgenössischen Abbildungen zu sehen: Bibliothèque nationale de France (Hrsg.): https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10022500v/f320   

[10] Bumke 2008, 219f.; das Standart-Schwert des 13. Jahrhunderts hatte einen runden Pommel: Nicolle 1988, 356, 823 bzw. einen Scheibenknauf: Breiding 2010, Kat. Aufruhr 1225!, 507 ; Funde: Hallenkamp-Lumpe 2010, Kat. Aufruhr 1225!, 422, 423 (Eisen, 13. Jahrhundert, Länge 107 und 114, 8 cm, Parierstange 19,3 und 23 cm, Scheibenknauf) oder Katalog, Die Zeit der Staufer, Abb. 159, 233 (Eisen, 13. Jahrhundert, Gesamtlänge 99,5 cm, Klingenlänge 85 cm, Scheibenknauf).

[11] Bumke 2008, 218; Die Epik nennt einen besonders festen Schildrand und Schildbuckel: Parzival: Lachmann/Spiewok 2008, Band 1, 444, 445; Schild des Landgrafen Konrad von Thüringen (1. Hälfte 13. Jahrhunderts, Holz, beidseitig mit Leder überzogen, Höhe 88 cm, Breite 72,5 cm) oder Schild mit Wappen der Vögte von Keseburg (Mitte 13. Jahrhundert, Holz, Höhe 86 cm, Breite 67,5 cm): Katalog Die Zeit der Staufer.

[12] Parzival: Lachmann/Spiewok 2008, Band 1, 158.

[13] Bumke 2008, 219, die Epik nennt z.B. einen Eber auf einem Schild: Tristan, Ranke/Krohn 1993, Band 1,402, 403, Nicolle 1988, 440, 865.

[14] Bumke 2008, 223.

[15] Willehalm: Schröder/Brunner 2018, 236, 237, Parzival: Lachmann/Spiewok 2008, Band 1, 28, 29, 66, 67, Band 2, 472, 473, Tristan, Ranke/Krohn 1993, Band 1, 398, 399, Erec: Mertens 2008, 136, 137 .

[16] Ordenstracht ab 1198 ist der weiße Mantel mit schwarzem Kreuz: Deutscher Orden (Hrsg.): https://www.deutscherorden.de/site/schwestern/geschichtlicherhintergrun.

[18] Zu sehen in Siegel des Deutschen Ordens: Vossberg 1843, 215: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10685529?page=227, und auf der Grabplatte von Landgraf Konrad von Thüringen. Er starb 1240 als Meister des Deutschen Ordens (Sauerländer 1977a, 218).




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