Exkurs 13: Schriftlichkeit im Mittelalter
Pergament ist und war sehr teuer[1], sodass für das schnelle Mitschreiben andere Möglichkeiten in Betracht gezogen werden müssen[2]. Das Mittelalter kannte, wie schon die Antike, für solche Fälle die Wachstafel. Die Epik nannte sie auch und den dazugehörigen Griffel[3].
Die Schreibgriffel
Funde von Schreibgriffeln gibt es viele. Um bei Walthers Umgebung
zu bleiben, wird wieder ein Fund von der Runneburg (siehe Exkurs 11)
rekonstruiert. Es ist ein Schreibgriffel mit Ringöse und
Drahtumwicklung[4].
Griffel
mit Ösen finden sich bevorzugt bei Burgen und in Städten. Sie zeigen
die
Ausbreitung der Schriftlichkeit ab dem 12. und 13. Jahrhundert in der
breiten
Bevölkerung[5].
Der Schreibgriffel
Die Wachstafel
Archäologisch gab es Funde von
Wachstafeln, die sogar noch Teile der bräunlich-gelben Wachsschicht
aufwiesen.
Sie bestanden meist aus zwei zusammengebundenen und aufklappbaren
Teilen[6].
Die schnell
angelegten Notizen konnten ebenso schnell entfernt werden. Es waren
die
Notizbücher des Mittelalters[7].
Die Wachstafel
[1] Müller 2009a, 29.
[2] Pergament und Tinte wurden natürlich auch benutzt, siehe: Eneasroman: Ettmüller/Kartschoke 1986, 602, 603 oder im Parzival als "tincten unde permint" Parzival: Lachmann/Spiewok 2008, Band 2, 330, 331, 600, 601, nur vermehrt für offizielle Schreiben oder Kunstwerke der Literatur, wie z.B. die Epik.
[3] Eneasroman: Ettmüller/Kartschoke 1986, 594.
[4] Lohmann/Stolle 1998, 99.
[5] Schäfer 2006, 100.
[6] Latrinenfund, zwei Teile mit Draht zusammengeheftet, beidseitig mit Wachsschicht, Länge 12,5 cm, Breite 5,5 cm: Leenen B. 2010, Kat. Aufruhr 1225!, 410.
[7] Schäfer 2006, 99.